Krisenmanagement

Naturkatastrophen, Pandemien, Industrieunfälle oder Terroranschläge sind außergewöhnliche Situationen, in denen ein professionelles Krisenmanagement von Feuerwehr, Polizei, THW, Krankenhäusern, Hilfsorganisationen, Bundeswehr, Unternehmen und öffentlicher Verwaltung von höchster Bedeutung ist. Die Bewältigung einer Notlage unterteilt sich in die immer gleichen vier Phasen: Vorsorge – Erkennung – Gegenmaßnahmen – Wiederherstellung. In einem Kreislaufmodell fließen die Ergebnisse der Prozessanalyse in Verbesserungen aller Phasen für den nächsten Krisenfall ein.

Die Erstellung von Lagebildern ist eine klassische Aufgabe des Krisenmanagements. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil aller Phasen, wobei sie idealerweise kontinuierlich, also nicht ausschließlich reaktiv während oder nach einem Schadensereignis erstellt werden.

Bei einem proaktiven Risikomanagement müssen zur Erstellung eines Lagebildes Daten aus unterschiedlichen Quellen zu einer Gesamtübersicht kombiniert werden, gleich ob sie digital vorliegen, manuell erfasst oder durch Sensoren gewonnen werden. Dabei werden die Risiken nach Häufigkeit und Schadensumfang, einschließlich der ideellen Schäden, klassifiziert. Besonders kritisch werden Risiken mit hohen potenziellen Schadenssummen und hoher Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet.

Zahlen und Fakten

  • Die volkswirtschaftliche Schadenssumme der Elbe- und Donauhochwasser im August 2002 betrug alleine in Deutschland 9 Mrd. EUR, davon zwei Drittel in Sachsen.
  • Im Jahr 2019 wurden die deutschen Feuerwehren bei 225.000 Bränden und Explosionen, 2,7 Mio. Notfallrettungen, 649.000 technischen Hilfeleistungen und 152 Katastrophenalarmen eingesetzt, aber auch bei 232.000 Fehlalarmen. Neben 99 Berufsfeuerwehren und mehr als 800 Werksfeuerwehren bilden fast 25.000 freiwillige Feuerwehren das Rückgrat des Brand- und Katastrophenschutzes.
  • Während der ersten COVID-Welle zwischen Dezember 2019 und April 2020 brach der globale Handel um 16 % ein, die deutsche Industrieproduktion um 22 %. 30 % der Unternehmen mit mehr als 10 Beschäftigten mussten Störungen in der Lieferkette mit Auswirkungen auf die Produktion hinnehmen.

Quellen:

Digitalisierung im Krisenmanagement

Die Digitalisierung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Krisenmanagements in all seinen Phasen:

  • Geografische Informationssysteme liefern Karten zum Lagebild und unterstützen damit die räumliche Orientierung. Das ist wichtig, um etwa Reparaturtrupps einweisen oder Helfende des Katastrophenschutzes zielgenau führen zu können. GPS-Empfänger, die mittlerweile in jedem Smartphone vorhanden sind, unterstützen die Lokalisierung von Verletzten. Eine besondere Herausforderung stellt aber immer noch die Lokalisierung in Gebäuden dar, weil dort das GPS-Signal abgeschwächt wird. Häufig helfen auch Flugdrohnen, eine bessere Übersicht über die Lage zu gewinnen.
  • In vielen Krisenfällen kann KI einen wesentlichen Beitrag zur Aufbereitung und Analyse der oft großen Datenmengen leisten. Bei der Störung von industriellen Lieferketten können etwa kritische Pfade erkannt und alternative Zulieferer oder Transportwege simuliert und verglichen werden. So werden Verzögerungen und Liefer- und Produktionsausfälle minimiert.
  • Alle diese Anwendungen setzen eine Vernetzung und Integration der unterschiedlichen Leitstellen im Krisenfall und ihrer jeweiligen Datenquellen voraus, damit die Rettungskräfte etwa wissen, welche Kapazitäten in welchen Krankenhäusern für die Verletzten bereitstehen. Diese Vernetzungs- und Integrationsaufgabe ist das Schlüsselelement für den Einsatzerfolg gerade bei Großeinsätzen und stellt hohe Anforderungen an die Durchgängigkeit der dezentralen Krisenmanagementarchitektur.
  • Eine besondere Herausforderung ist die ausfallsichere und verlässliche Kommunikation. Das betrifft sowohl die Verbindung der Retter untereinander und mit ihren Leitstellen als auch die Warnung der Bevölkerung. Beides muss sicher funktionieren, auch wenn das Festnetz ganz oder teilweise zerstört und das Mobilfunknetz überlastet ist.

Die digitale Transformation der zivilen Gefahrenabwehr

  • Die Nutzung digitaler Technologien wird von wenigen großen Vorreitern wie großen Berufsfeuerwehren und Werksfeuerwehren vorangetrieben; große Teile der Einsatzkräfte bei Feuerwehr, THW, DRK, DLRG und anderen Hilfsorganisationen verfügen nur über privat angeeignetes Wissen und geringe Ressourcen zur digitalen Transformation.
  • Die Verfügbarkeit moderner digitaler Geräte ist bei vielen Einsatzkräften eingeschränkt. Dadurch werden häufig Privatgeräte genutzt. Großereignisse wie etwa im Ahrtal haben in jüngster Vergangenheit den noch bestehenden Handlungsbedarf deutlich werden lassen.
  • Drohnen entwickeln sich zu einem wichtigen Werkzeug zur Lagebeurteilung.

Quellen:

5G-Campusnetze
O5G-N-IoT

Internationale Kooperationsprojekte
AIOLOS
CARNIVAL

KI-Innovationswettbewerb
CoyPu
DAKI-FWS
PAIRS
ResKriVer
SPELL

Smarte Datenwirtschaft
SmartSense&Rescue

Smart Service Welt II

LOUISE

Schaufenster Sichere Digitale Identitäten
ID-Ideal