Demo Day: Mit KI Resilienz stärken und Krisen bewältigen
Rückblick zur Praxisveranstaltung im Forum Digitale Technologien
Pandemien, Naturkatastrophen, Produktionsausfälle – die Herausforderungen durch Krisen werden häufiger und komplexer. Am 13. Mai zeigten sechs Projekte aus dem Technologieprogramm KI-Innovationswettbewerb des BWMK anhand von 16 Demonstratoren vor rund 100 Besucherinnen und Besuchern, wie Forschung und Entwicklung einen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung und zur Stärkung der Resilienz der Wirtschaft leisten können.
Die Corona-Pandemie habe zwar den Anstoß für einige der vorgestellten Projekte gegeben – so Dr. Klaus Glasmacher vom BMWK – multiple Krisen seien darüber hinaus aber aktuell und omnipräsent.
KI-Anwendungen leisten einen Beitrag zur Krisenbewältigung, wenn sie helfen, Daten zusammenzuführen, Kommunikation zu vereinfachen, Entscheidern ein Lagebild an die Hand zu geben und Handlungsfähigkeit zu gewährleisten. Wie genau KI bei der Bewältigung drohender Krisensituationen unterstützen kann, zeigten die Projekte CoyPu, DAKI-FWS, KISS, PAIRS, ResKriVer und SPELL anhand unterschiedlicher Demonstratoren für die Bereiche Bevölkerungs- und Katastrophenschutz sowie Lieferkettenmanagement.
Technologie ist ein mächtiges Werkzeug, das richtig eingesetzt, etwas Gutes bewirken kann.
(Gerd Friedsam, THW)
Das Highlight-Video mit O-Tönen und Impressionen zum Demo Day krisenFest.
Hilfe im Notfall: Daten schnell verfügbar machen und Sprachbarrieren überwinden
Dass lebenswichtige Entscheidungen von Menschen getroffen werden aber durch Daten schneller möglich zu treffen sind, zeigten David Teppe (Advancis Software & Services GmbH) und Annkathrin Seefeldt (Empolis Information Management GmbH) im Rahmen des Projekts SPELL. Anhand des Szenarios eines entgleisten Güterfahrzeuges demonstrierten sie, wie ihr Roboter-Hund „Spot“ Einsatzkräfte dabei unterstützen kann, eine schnelle Analyse des Gefährdungspotenzials zu erhalten. Der Roboter, ausgestattet mit KI-Anwendungen, startet im Gefahrenfall eine Erkundung, übermittelt Daten zu den Inhalten der Container des verunfallten Zugs und kann mithilfe einer integrierten Wärmekamera Temperaturüberschreitungen messen, die darauf hinweisen, ob es beispielsweise brennt. Anhand der Messdaten liefert die eingesetzte KI eine erste Einschätzung zur Gefahrenlage.
Schnell gehen muss es auch im Falle eines Notrufs – ebenfalls im Kontext des Projekts SPELL stellte Eric Rietzke vom DFKI eine KI-gestützte Notrufassistenz für Leitstellen vor. Auch hier steht am Ende ein Mensch, der den Anruf beantwortet. Die eingesetzten KI-Tools unterstützen mithilfe von Simultanübersetzungen für 22 Sprachen und liefern Vorschläge, welche Fakten primär abgefragt werden müssen. Die Software ist bereits einsatzbereit und wird derzeit in Zusammenarbeit mit mehreren Leitstellen getestet.
Lieferketten: Prognosen, Adaption und Reaktion
Globale Gesundheitskrisen, Naturkatastrophen oder logistische Engpässe – in einer globalisierten und vernetzten Welt können unvorhergesehene Ereignisse den gewohnten Waren- und Materialfluss folgenreich unterbrechen.
Wie Engpässe frühzeitig prognostiziert werden können, zeigte Johanna Kippenberger von Fraunhofer IML anhand des Dienstes EvaVe im Rahmen des Förderprojekts ResKriVer. Als Beispiel diente die Blockierung des Suezkanals und Acetylsalicylsäure als regional benötigter Arzneistoff. Die mit KI-Input gekoppelte Supply-Chain-Simulation stellt die Auswirkungen der Blockade auf spezifische Lieferketten dar und zeigt gleichzeitig Lösungsvorschläge auf, in diesem Fall werden z. B. Lieferanten ohne Übersee-Transport vorgeschlagen.
An der Prognose von Engpässen setzt auch die Software CoyPuGPT aus dem Projekt CoyPu an. Analog zu ChatGPT können Krisenverantwortliche im Dialog mit der KI-Anwendung potenzielle Risiken in ihrer Lieferkette aufdecken. Sebastian-Philipp Brandt von der Siemens AG demonstrierte durch die Abfrage bestimmter Länderfaktoren und Ereignisse, wie KMUs Risiken frühzeitig erkennen und ihre Lieferketten stabilisieren können.
Keine Vorhersagen aber Vorschläge zur Adaption und Reaktion im medizinischen Sektor im Krisenfall zeigte Hagen Jung vom Institut für Angewandte Informatik (InfAI) im Rahmen des Projekts KISS auf. In der Corona-Pandemie haben zwei Ingenieure in Norditalien die Idee gehabt, dringend benötigte Beatmungsventile per 3D-Druck herzustellen. Das diente als Grundidee für die Semper-KI, die als Matching-Plattform einfach bedienbar und schnell einen Draht zwischen Kunden und Herstellungsunternehmen schafft.
Wie werden wir besser bei der Bewältigung von Krisen?
Die präsentierenden Projekte machten deutlich, wie KI-Tools dabei unterstützen können, im Notfall lebenswichtige Entscheidungen zu treffen, Ressourcen effizient einzusetzen, Sprachbarrieren zu überwinden, Engpässe zu prognostizieren, Lieferketten zu managen und relevante Akteure miteinander zu vernetzen. Nun gilt es, diese und weitere Entwicklungen in die Anwendung zu bringen.
Effiziente Krisenbewältigung setzt vernetztes und integriertes Handeln der beteiligten Akteure voraus. Es gilt nicht nur auf Krisen zu reagieren, sondern zu versuchen, sie vorherzusehen und systemische Resilienz zu entwickeln. Weiterhin ist es wichtig, den Aspekt der Sicherheit nicht nur militärisch zu verstehen, sondern ebenso die zivile Komponente zu berücksichtigen.
Wir danken allen Teilnehmenden für die Vorstellung ihrer Projekte!
- Dr. Klaus Glasmacher vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) eröffnet den Demo Day.© Begleitforschung des KI-Innovationswettbewerbs
- Annkathrin Seefeldt (Empolis Information Management GmbH) zeigt, wie der Roboter-Hund „Spot“ Einsatzkräfte dabei unterstützen kann, eine schnelle Analyse des Gefährdungspotenzials zu erhalten.© Begleitforschung des KI-Innovationswettbewerbs
- Besucherinnen und Besucher probieren gemeinsam mit Eric Rietke (DFKI) eine KI-gestützte Notrufassistenz.© DFKI
- Johanna Kippenberger von Fraunhofer IML zeigt anhand des Dienstes EvaVe wie Lieferengpässe frühzeitig prognostiziert werden können.© DFKI
- Auch die Software CoyPuGPT setzt an der Prognose von Lieferengpässen an – Sebastian-Philipp Brandt (Siemens AG) demonstriert die Software.© Begleitforschung des KI-Innovationswettbewerbs
- Hagen Jung (InfAI) stellt die Semper-KI vor – eine intelligente Matching-Plattform für 3D-Druck.© Begleitforschung des KI-Innovationswettbewerbs
- Bianca Hennig (Tiplu GmbH) vom Projekt PAIRS zum Thema Epidemiefrüherkennung mithilfe von KI.© Begleitforschung des KI-Innovationswettbewerbs
- Jürgen Bretfeld (ADVANEO GmbH) zeigt den Supply Chain Radar zum präventiven Lieferkettenmanagement.© Begleitforschung des KI-Innovationswettbewerbs
- Impuls von David Saive (Tug & Tow und Hrsg.) zum Thema „Legal Product Owners for Compliant AI-Tools“.© Begleitforschung des KI-Innovationswettbewerbs
- Elena Xoplaki (Uni Gießen) vom Projekt DAKI-FWS zeigt das Dashboard zur saisonalen Vorhersage von Überschwemmungen und Dürren in deutschen Flusseinzugsgebieten.© Begleitforschung des KI-Innovationswettbewerbs
- Günter Huhle (Corevas GmbH) stellt die EmEye®-Technology vor.© DFKI
- Natalie Gdanitz (DFKI) zum Thema KI-basierte Einsatzplanung im Bevölkerungsschutz.© Begleitforschung des KI-Innovationswettbewerbs
- DIe Besucherinnen und Besucher nutzten die Pause zum Austausch.© DFKI
- Simon Franke (ITC-DRK Rheinland-Pfalz) und Moderatorin Kristine Peneva (VDI/VDE Innovation + Technik GmbH) zur KI-unterstützten digitalen Lagedarstellung im Bevölkerungsschutz.© Begleitforschung des KI-Innovationswettbewerbs
- Richard Pastor (NET CHECK GmbH) vom Projekt DAKI-FWS zeigt, wie eine KI-basierte Prognose des Populationsverhaltens in Städten und Regionen aussehen kann.© Begleitforschung des KI-Innovationswettbewerbs
- Rolf Fricke (Condat AG) zum Thema Social Media Monitoring in Krisensituationen für Leitstellen und Redaktionen.© Begleitforschung des KI-Innovationswettbewerbs
Übersicht der vorgestellten Projekte: |
Bevölkerungs- und Katastrophenschutz
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Lieferkettenmanagement
|
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