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17.06.2019

PASS-Projektabschluss: Die Automobilindustrie ins Smartphone-Zeitalter bringen

Moderne Fahrzeuge gleichen Computern auf vier Rädern. Für die Automobilbranche ist das eine Herausforderung – gerade im Bereich der IT-Sicherheit. Auf der PASS-Abschlussveranstaltung am 20. Mai in München stand die vom Projekt entwickelte sichere Plattform für Fahrzeug-Apps im Mittelpunkt.

Dieses Bild zeigt einen Blick unter die Haube des von PASS entwickelten Geländewagen-Demonstrators.
Ein Blick unter die Haube des von PASS entwickelten Geländewagen-Demonstrators.
PASS-Abschluss Bild 1

„Im schlimmsten Fall mit dem Internet verbunden“: Was für Experten wie Dr. Andreas Hohenegger vor allem ein Sicherheitsrisiko darstellt, erwarten immer mehr Autofahrer im Smartphone-Zeitalter auch von ihrem Fahrzeug. Der IT-Sicherheitsfachmann aus dem PASS-Konsortium stellte am 20. Mai gemeinsam mit den anderen Partnern in München die Ergebnisse des Projekts vor.

Dabei wurde eine Plattform entwickelt, die auf Basis offener Standards die Erstellung sicherer Apps sowie deren kontrollierte Installation und sichere Ausführung in Fahrzeugen ermöglicht. Damit können Hersteller nach Auslieferung des Fahrzeugs erheblich leichter Software-Updates zur Verfügung stellen, Zulieferer ihre Lösungen besser auf die Autosoftware abstimmen und die Fahrzeugnutzer von mehr Nutzerfreundlichkeit und neuen Geschäftsmodellen profitieren. Autos verfügen zwar schon heute über eine Vielzahl von Komfort-, Infotainment- und Vernetzungsfunktionen, die Systeme sind nach Auslieferung aber meistens kaum anpassbar und Updates können – wenn überhaupt – nur bei Werkstattbesuchen installiert werden.

Dieses Bild zeigt einen Roboterwagen, in dem eine KI-Anwendung zur Gestenerkennung zum Einsatz kommt.
In diesem Roboterwagen kommt eine KI-Anwendung zur Gestenerkennung zum Einsatz.
PASS-Abschluss Bild 2

Auf Grundlage der von PASS entwickelten Plattform sollen Autofahrer Apps und Updates ähnlich wie auf dem Smartphone einfach in Sekundenschnelle selbst installieren können. Der PASS-App-Store wurde in München anhand eines vernetzten Modell-Geländewagens demonstriert: Per Klick konnte vom Restaurantfinder bis zum Navigationssystem eine Vielzahl von Anwendungen zum System des Geländewagens hinzugefügt werden. Dass auch sicherheitsrelevante Funktionen wie ein Notbremsassistent nachinstalliert werden können, ist der ausgeklügelten Sicherheitsarchitektur der PASS-Plattform zu verdanken. Sie basiert auf einer sogenannten kontraktbasierten Entwicklungsumgebung. Diese ermöglicht es Entwicklern, genau festzulegen, ob und wie Apps mit anderen Apps Daten austauschen dürfen und auf welche Fahrzeugsysteme sie Zugriff haben.

Auch Anwendungsfälle für Künstliche Intelligenz (KI) wurden über die dreijährige Projektlaufzeit erprobt. Vor Ort konnte ein selbstfahrender Roboter mit Gesten, wie sie Verkehrspolizisten auf einer Straßenkreuzung nutzen, gesteuert werden. Ein Szenario, das beim Einsatz von autonomen Lieferrobotern künftig an Bedeutung gewinnt. Über einen Computer, der mit der gleichen Software ausgestattet war, konnte die KI-gestützte Gestenerkennung live mitverfolgt werden.

Dieses Bild zeigt die Visualisierung der KI-gestützten Gestenerkennung auf einem Laptop.
Visualisierung der KI-gestützten Gestenerkennung.
PASS-Abschluss Bild 3

Eine abschließende Keynote gab dann einen Vorgeschmack auf die künftige Rolle von KI in der Fahrzeugentwicklung. Dazu gehört das sichere Öffnen und Starten von Autos per Gesichtserkennung oder die verlässliche Erkennung von anderen Fahrzeugen, Fußgängern und Verkehrsschildern. Bisher werden die zugrundeliegenden KI-Algorithmen über große Datenmengen angelernt. Trifft das Fahrzeug später auf Objekte, die in dieser Form nicht in den Anlerndaten vorhanden waren, kann es zu Fehleinschätzungen kommen. So haben amerikanische Forscher vor Kurzem festgestellt, dass autonome Fahrzeuge ein mit Aufklebern versehenes Stoppschild fälschlicherweise als Tempo-70-Schild erkennen könnten. Folglich ist es von entscheidender Bedeutung, KI-gestützte Fahrzeuganwendungen regelmäßig zu aktualisieren. Eine Notwendigkeit, für die mit PASS die Voraussetzungen geschaffen wurden.

Weiterführende Informationen
PASS