Meldung
01.06.2017

Open-Data-Ökonomie schaffen und fördern

Die Forderung scheint ein Widerspruch in sich, denn die Open-Data-Ökonomie schafft sich selbst. In Zeiten allgemein steigender Offenheit wird es eine Abstimmung mit den Füßen geben: Sind Datenbestände nicht offen und können diese mit Hilfe einer Community erzeugt werden, so werden sie entstehen. (Autor: Ingo Schwarzer)

Sind Datenbestände nicht offen und können diese mit Hilfe einer Community erzeugt werden, so werden sie entstehen.
Sind Datenbestände nicht offen und können diese mit Hilfe einer Community erzeugt werden, so werden sie entstehen.
© eyetronic – fotolia
Sind Datenbestände nicht offen und können diese mit Hilfe einer Community erzeugt werden, so werden sie entstehen.

Oft ist hierbei die Qualität sogar besser als bei anderen potenziell möglichen Datenquellen. Was wir jedoch aktiv schaffen können, sind die für eine Open-Data-Ökonomie notwendigen Rahmenbedingungen. Denn noch gibt es Möglichkeiten, diesen Ansatz der Offenheit zu unterstützen und zu fördern. Hierzu sind klare, einfache und verständliche Regeln notwendig. Und diese werden schon jetzt gebraucht, nicht erst in einigen Jahren. Aktuell dauern die entsprechenden Abstimmungsprozesse jedoch zu lange: Es werden diverse Lobbyinteressen vertreten und ausführlich diskutiert. Die Realität ist hingegen von eigenständigem Handeln bestimmt. Das ist zunächst durchaus auch positiv zu sehen, weil es Druck erzeugt.

Somit ist eine der wichtigsten Erkenntnisse der bisherigen Entwicklungen im Zusammenhang mit Open Data: Wir selbst müssen gestalten und dürfen nicht nur geschehen lassen. Ein guter Schritt in diese Richtung sind u. a. Plattformen für Metadaten. Diese können durch die öffentliche Hand zur Verfügung gestellt werden, sollten nachvollziehbare Eigenschaften haben und untereinander verknüpft sein. Verlässliche Services werden genutzt, als Hilfe angesehen und in sich weiterentwickelt. Ängste in Bezug auf eine gläserne Gesellschaft führen zu Blockadehaltungen und kuriosen Verhaltensweisen. Wir alle machen Gebrauch von Google, Facebook und Co. Wir haben dabei vielleicht Bedenken, aber wir geben unsere Daten trotzdem am Ende des Tages in einen nicht transparenten Prozess, weil wir diese Angebote nutzen wollen. Wir machen uns keine Gedanken und vertrauen. In dieser Hinsicht sind wir alle schon heute „gläsern“.

Potenziale und Herausforderungen. Ist es denn z. B. so schlecht, Informationen über den Zustand von Aufzügen und Rolltreppen als „open“ zu deklarieren? Der Prozess wird dadurch transparenter und man kennt auf diese Art und Weise den Wartungszustand und die Verfügbarkeit der Rolltreppen. Dies noch dazu wahrscheinlich besser als der zuständige Dienstleister, damit muss man umgehen können. Hier zeigt sich ein Problem, für das in der digitalen Gesellschaft Lösungen gefunden werden müssen.

Aber überwiegt der gesellschaftliche Mehrwert nicht deutlich und sollte dieser nicht das erklärte Ziel sein? Beispielsweise können Menschen mit gesundheitlichen Problemen durch Open Data eine wirkungsvolle Unterstützung erhalten und müssen so nicht erst am Aufzug feststellen, dass sie mit ihrem Rollstuhl mal wieder am falschen Ort zur falschen Zeit sind. Wenn durch die öffentliche Transparenz die Verfügbarkeit gesteigert wird und ganz nebenbei die genannten Transportmittel möglicherweise auch noch sauberer sind, also die Gesamtqualität steigt, ist das doch sehr gut.

Diese Potenziale sollten gehoben werden, im genannten Beispiel sind dies:
Potenzial 1: Steigerung der Verfügbarkeit
Potenzial 2: effizientere Wartung, d. h. auch Kostensenkung
Potenzial 3: zufriedenere Nutzer/Kunden

Hier erweist sich die Sinnhaftigkeit von Open Data, aber sind das die einzigen Effekte? Nein! Im „normalen“ Leben sind im Zusammenhang mit solchen Themen Vorstudien, Machbarkeitsstudien, Vorprojekte, Arbeitskreise, Lenkungskreise und vor allem Zeit erforderlich. Wenn man dann nach einiger Zeit, vielleicht erst nach Jahren, zu einem Ergebnis kommt, ist dieses oftmals bereits hoffnungslos veraltet. In Zeiten von Open Data und den entsprechenden Communitys dauern die betreffenden Prozesse dagegen meist als Bedrohung angesehen wird, ist diese Entwicklung aufgrund immer größerer Datenmengen und entsprechender Geschäftsmodelle, die auf diesen Daten basieren, nicht aufzuhalten. Folglich wäre doch eine richtige Schlussfolgerung, diesen Prozess zu fördern, also u. a. das Thema Open Data ganz oben auf die Agenda zu setzen.

Die Dinosaurier sind wahrscheinlich durch einen Kometeneinschlag ausgestorben, das war disruptiv und einschneidend. Im Zusammenhang mit Open Data stehen wir auch vor disruptiven/revolutionären Veränderungen und es wird auch hier „Dinosaurier“ geben. Folgerichtig ist das Schaffen der nötigen Rahmenbedingungen eine wichtige Aufgabe, wobei diese nicht per se Grenzen darstellen, sondern auch Hilfe und Orientierung bieten.

Ein anders Thema sind falsche Vorstellungen in Bezug auf den Wert der Daten. „Daten sind das Öl oder Gold der Zukunft“ – das kann durchaus wahr sein. Aber wenn dies dazu führt, dass besorgte Datenbesitzer keine Daten zur Verfügung stellen, aus der Furcht heraus, andere könnten von ihrem „Schatz“ profitieren, entsteht ein weiteres Problemfeld.

Den Wert der eigenen Daten kennen die wenigsten, aber vorsichtshalber sind die Daten erst mal vertraulich oder die Aussage lautet: Es ist für uns kein Differenzierungsmerkmal, andere können damit doch sowieso nichts anfangen! Doch sollten das nicht die anderen entscheiden dürfen? Natürlich bestehen gewisse Risiken, aber überwiegen nicht auch hier die Chancen – auch für das eigene Unternehmen? Können diese neuen Anwendungen nicht auch dieses voranbringen?
Eine angstfreie, vernünftige Abschätzung der Risiken und Chancen ist hier notwendig. Die gesellschaftlichen Potenziale überwiegen, nicht zuletzt auch in Bezug auf Arbeitsplätze und einen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt in einer sich wandelnden Gesellschaft.

Der Beitrag ist zuerst veröffentlicht worden in der Publikation "Open Data in Deutschland".