HAPTIK - abgeschlossen

Handelbarkeit physikalischer Güter durch Token in Konsortialnetzwerken

Technologiebereich: Blockchain/Distributed-Ledger-Technologie

HAPTIK hat eine Daten-Plattform auf Basis von Distributed-Ledger-Technologie (DLT) entwickelt, die es ermöglicht, analoge Konnossemente durch ihr digitales Äquivalent zu ersetzen. Diese Form des Datenzugriffs verspricht hohe Zeit- und Kostenersparnisse in der Handelsschifffahrt.

Herausforderung
Die Seeschifffahrt ist der zentrale Träger des weltumspannenden Gütertransports. Bei der Abwicklung kommen zahlreiche Dokumente zum Einsatz. Das wichtigste ist das Konnossement (engl. Bill of Lading, kurz B/L). Dieses Traditionspapier bildet die Basis für das Akkreditivgeschäft, eine Möglichkeit zur gesicherten Außenhandelsfinanzierung für den Käufer und Verkäufer. Bislang wandert das B/L in Papierform durch die Hände aller Beteiligten. Dieser analoge Prozess ist sehr zeitaufwendig, im schlechtesten Fall dauert er sogar länger als der eigentliche Transport.

Umsetzung
Die Partner haben den Proof of Concept einer DLT-basierten Plattform entwickelt, die das Erzeugen und den Transfer der Konnossemente durch digitale Token ermöglicht. Die Token repräsentieren Realwerte und fungieren als elektronische B/L. Durch die Wahl einer nicht-öffentlichen und zugangsbeschränkten DLT-Architektur wird einerseits gewährleistet, dass der Austausch auf der Plattform jederzeit nachverfolgbar und unveränderbar bleibt. Andererseits wird sichergestellt, dass nur diejenigen Akteure Zugriff auf die Daten des Konnossements haben, die auch am Realprozess beteiligt sind. Auf diese Weise erhalten grundsätzlich alle Akteure des internationalen Handels, auch staatliche Stellen, wie z. B. Zoll oder Hafenbehörden, ein Einsichtsrecht in die Daten einer spezifischen Bill of Lading. Die Konzeption gewährleistet zudem, dass elektronische Konnossemente funktionsäquivalent zu analog erstellten Konnossementen sind. Hierdurch sind sie rechtlich als solche anzuerkennen und entfalten dieselbe Rechtswirkung wie traditionelle Konnossemente in Papierform.

Die Plattform wurde exemplarisch für ein digitales Konnossement entwickelt, das im Einklang mit dem deutschen Recht steht. Sie ist jedoch grundsätzlich anwendungsneutral gestaltet, sodass sie als Standard für jedes weitere Transportdokument oder Warenwertpapier dienen kann. Besonders wichtig ist dabei die grundsätzliche Eignung, auch den elektronischen Frachtbrief nach dem eCMR-Zusatzprotokoll und dem nationalen Recht darzustellen. HAPTIK kann so den Grundstein für eine internationale Standardisierung der elektronischen Transportdokumente legen. Dafür wurden Vertreter aus allen Bereichen des Transportwesens, sowohl private als auch behördliche Akteure, in den Entwicklungsprozess einbezogen. Durch die juristische Begleitung der Entwicklungsarbeiten ist zudem sichergestellt, dass die Software den einschlägigen rechtlichen Anforderungen genügt, um die Funktionsäquivalenz zwischen analogen und elektronischen Dokumenten zu wahren.

Anwendung und Nutzen
HAPTIK soll die globale Handelsschifffahrt sowie die im Außenhandel wichtige dokumentäre Handelsfinanzierung erheblich beschleunigen und damit kosteneffizienter gestalten. Dabei ist die Digitalisierung des Konnossements nur als erster Schritt zu verstehen, letztendlich soll jedes transport- und handelsbezogene Dokument durch seine gleichwertige elektronische Form ersetzt werden können. Von der rechtssicheren Digitalisierung des Konnossementes profitieren sowohl alle beteiligten Akteure des Seefrachtgeschäfts als auch die Wirtschaft im Ganzen. HAPTIK ermöglicht gesamtwirtschaftliche Effizienzgewinne durch die Einsparung von Zeit und Kosten sowie die Vereinfachung sämtlicher Prozesse im Zusammenhang mit dem Konnossement.

HAPTIK wird nun im EXIST-Forschungstransfer fortgeführt. Ziel des Vorhabens ist die Weiterentwicklung der Anwendung hin zu einer marktreifen Software, die letztlich auf dem Markt angeboten wird. Das HAPTIK-Team bereitet die Ausgründung des Vorhabens vor, um die gewerbliche Verwertung der Anwendung über eine neu zu gründende Gesellschaft zu realisieren. Ein entwickelter erster Prototyp wird demnächst mit Partnern aus der Praxis getestet. Erkenntnisse aus dem Test fließen in die weitere Entwicklung der Anwendung ein, um die Nutzerfreundlichkeit, Stringenz und Praktikabilität der Software zu optimieren.

Konsortium
Universität Oldenburg, Offis e.V., Schenker AG