Meldung
07.04.2025
Innovation trifft Industrie: Digitale Technologien auf der Hannover Messe 2025
Volle Hallen, interessierte Besucher und jede Menge Innovation: Die Messestände der BMWK-geförderten Projekte auf der Hannover Messe zeigten, wie digitale Technologien die Zukunft gestalten. Demonstratoren und praxisnahe Einblicke verdeutlichten, wie GreenTech, KI, 5G, Quantencomputing und IKT Innovation, Resilienz und Nachhaltigkeit vorantreiben.

Wie effizientere KI-Modelle den Energiebedarf von Rechenzentren senken: von Hannah Stein, DFKI (ganz rechts), präsentierte Anwendungsfälle
© DLR-PT
Dr. Ole Janssen, Leiter der Unterabteilung VIC – Standardisierungspolitik und digitale Technologien im BMWK, zieht ein positives Fazit und blickt optimistisch auf die kommenden Schritte: „Die Fortschritte, die wir auf der Hannover Messe sehen, stimmen zuversichtlich. Entscheidend ist, dass wir bei der Entwicklung digitaler Technologien die Marktbedarfe im Blick haben. Dann können wir auch mit den Technologien, die wir fördern, die Grundlage für nachhaltige Innovationen und eine erfolgreiche digitale Transformation in Schlüsselbereichen wie Mobilität und Produktion schaffen. Das BMWK freut sich darauf, diesen Weg weiter zu begleiten.“
Künstliche Intelligenz für die Produktion der Zukunft
Die Qualitätssicherung in der Serienproduktion stellt hohe Anforderungen an Präzision und Effizienz – besonders in der metall- und kunststoffverarbeitenden Industrie. Das Projekt WenDeKI nutzt generative KI, um diese Herausforderung zu meistern.
Das Problem: Klassische KI-Inspektionssysteme benötigen große Mengen an Trainingsdaten, um zuverlässig zwischen einwandfreien und fehlerhaften Bauteilen zu unterscheiden. In der Praxis stehen jedoch oft nur wenige defekte Musterteile zur Verfügung, etwa in der Automobilindustrie. „Daten sind die neue Währung“, heißt es oft – doch in vielen Produktionsumgebungen sind sie Mangelware.
Die Lösung von WenDeKI: Ein KI-Modell erzeugt synthetische Bilddaten von Defektteilen und trainiert damit kamerabasierte Inspektionssysteme. So kann das System auch mit wenigen realen Beispielen zuverlässige Fehlererkennungen durchführen.
GreenTech-Innovationen für eine nachhaltige Produktion
Nachhaltige Industrieproduktion braucht intelligente Lösungen – insbesondere angesichts steigender Energiepreise und wachsender Klimaschutzanforderungen. Das Projekt greenProd setzt auf grüne digitale Zwillinge, um Produktionsverfahren gezielt auf Basis regenerativer Energiequellen zu optimieren. Ein zentraler Fokus liegt auf der einfachen Anwendung, insbesondere für KMU.
Die Idee: CO₂-Emissionen lassen sich direkt einzelnen Fertigungsschritten zuordnen, so dass Unternehmen ihre Produktionsprozesse effizient steuern können. Daraus ergeben sich wesentliche Vorteile, wie optimierte Produktionszeiten: Fertigungsschritte können flexibel verschoben werden, um günstige Energiebedingungen zu nutzen. Ein weiterer Effekt ist eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, denn Kunden und Geschäftspartner legen zunehmend Wert auf nachhaltige Lieferketten.
Künstliche Intelligenz bietet enormes Potenzial – doch ihr Energieverbrauch ist enorm. Das Projekt ESCADE erforscht, wie Rechenzentren und Sprachmodelle energieeffizienter betrieben werden können. Ziel ist es, den ökologischen Fußabdruck drastisch zu reduzieren und gleichzeitig leistungsfähige KI für KMU zugänglich zu machen.
Besonderes Augenmerk wird auf die optimale Zeit für das Modelltraining gelegt – etwa während Zeiten, in denen erneuerbare Energien besonders verfügbar sind, wie im Sommer, oder in Ländern, die vorteilhafte Rahmenbedingungen aufweisen.
Das Projekt CO2ptiMat konzentriert sich auf eine ressourcenschonendere Produktion in der Kunststoffindustrie. Das Projekt verfolgt zwei Hauptziele: Erstens geht es um eine größere Transparenz des CO₂-Fußabdrucks durch die Erfassung von Primärdaten, etwa des Stromverbrauchs an Maschinen. Zweitens geht es um Optimierung, indem der Recyclinganteil gesteigert und ökonomische sowie ökologische KPIs miteinander verglichen werden. Am Fraunhofer-Stand konnte das Messepublikum den Software-Prototypen einsehen. „Die automatisierte und primärdatenbasierte Berechnung des CO₂-Fußabdrucks senkt Aufwand und Kosten erheblich. So werden wertvolle Ressourcen freigesetzt, die für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen genutzt werden können. Gleichzeitig ermöglicht sie auch kleinen und mittleren Unternehmen, Transparenz über ihre Emissionen zu schaffen – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil“, erklärten Michael Wagner (KEX AG) und Bastian Thanhäuser (Fraunhofer IPT).
CO₂-Bilanzierung leicht gemacht
Eine transparente und standardisierte Berechnung des Product Carbon Footprints (PCF) ist ein zentraler Baustein für nachhaltige Industrieprozesse. Einen innovativen Lösungsansatz konnten Messebesucherinnen und -besucher am UMATI-Stand kennenlernen – präsentiert von den Projekten CliCE-DiPP, EuProGigant & ESCOM. Es wurde demonstriert, wie PCF-Berechnungen in einem digitalen Ökosystem auf Basis standardisierter Maschinendaten über verschiedene Standorte und Strommix-Varianten hinweg möglich sind.
„Eine der größten Herausforderungen besteht darin, dass es bisher keinen etablierten Standard für die Nachhaltigkeitsberechnung gibt“, erklärte Sebastian Karnapp (TU Darmstadt). „Unser Ziel ist, in den nächsten Jahren eine Plug-and-Play-Lösung zu entwickeln, die Unternehmen einen einfachen Zugang zur CO₂-Bilanzierung ermöglicht.“
Digitale Infrastruktur für sicheres automatisiertes Fahren
Das Projekt ABSOLUT II hat sich zum Ziel gesetzt, die Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs hin zum ÖPNV durch automatisierte Bedarfsverkehrslösungen in den Stadtrandgebieten zu unterstützen. Diese Lösungen sollen die ÖPNV-Angebote im Stadtzentrum ergänzen. Für dieses Vorhaben wird eine Referenzlösung für fahrerlose ÖPNV-On-Demand-Verkehre auf Basis offener, herstellerneutraler Schnittstellen im Raum Leipzig entwickelt und erprobt. Auf der Hannover Messe stellte ABSOLUT II seine laufenden Forschungsarbeiten am Stand der Initiative „Ökosystem Mobilität 4.0“ vor, an der auch Vertreter des Projekts aktiv mitwirken. Die Initiative, die vom BMWK im zweiten Halbjahr 2024 ins Leben gerufen wurde, verfolgt das Ziel, gemeinsam mit Industrie, Wissenschaft und der öffentlichen Hand eine offene digitale Basis für autonome On-Demand-Shuttles im ÖPNV zu schaffen. Zudem soll ein digitales „Starterpaket“ für den autonomen, individualisierten öffentlichen Verkehr konzipiert, entwickelt und implementiert werden.
Das Projekt MAD Urban hat sich zum Ziel gesetzt, autonome Fahrzeuge sicher und effizient in den städtischen Verkehr zu integrieren. Die Einführung des automatisierten Fahrens scheitert bisher oft an der unzureichenden Fähigkeit der Fahrzeuge, den komplexen städtischen Verkehr ausreichend zu „sehen“. Das führt entweder zu langsamen, unwirtschaftlichen Fahrten oder im schlimmsten Fall zu gefährlichen Unfällen. MAD Urban löst dieses Problem durch den Einsatz digitaler Infrastruktur, die mit modernen Sensoren an Straßenlaternen und Gebäuden sowie Edge-Rechnern ausgestattet ist.
„An jedem Lampenmast ein Sensor und die Intelligenz in die Infrastruktur – das ist die Zukunft des sicheren automatisierten Fahrens“, erklärte Jürgen Weimer (DLR). „Mit MAD Urban machen wir Deutschland und Europa zu einem der führenden Treiber für eine sichere und effiziente Integration von autonomem Fahren in den urbanen Verkehr.“
Maßgeschneiderte 5G-Lösungen für KMU
Das Projekt 5G4BP verfolgt das Ziel, KMU in Gewerbeparks den Zugang zu maßgeschneiderten 5G-Netzen zu ermöglichen. Während große Unternehmen bereits eigene 5G-Campusnetze aufbauen, fehlt es vielen KMU an Know-how und finanziellen Ressourcen. 5G4BP bietet eine Open-RAN-basierte Lösung, bei der ein spezialisiertes Unternehmen ein 5G-Netz über den gesamten Business Park bereitstellt. Dadurch können auch kleinere Unternehmen von der leistungsstarken, maßgeschneiderten 5G-Infrastruktur profitieren und vermeiden, technologisch ins Hintertreffen zu geraten.
Um die Verfügbarkeit von Echtzeitkommunikation zu verbessern, setzt das Projekt auf die Offenlegung von Schnittstellen und eine flexible Netzgestaltung. Das Projekt vereinfacht außerdem das Management von 5G-Netzen, was zu geringeren Betriebskosten führt und die Nutzung von 5G für KMU wirtschaftlicher macht.
Digitaler Fortschritt braucht strategische Förderung
Die Hannover Messe 2025 hat einmal mehr verdeutlicht, wie essenziell digitale Technologien für eine nachhaltige, resiliente und wettbewerbsfähige Wirtschaft sind. Das BMWK unterstützt mit seinen Technologieprogrammen Unternehmen und Forschungseinrichtungen dabei, digitale Innovationen erfolgreich zur Anwendung zu bringen.