Meldung
25.07.2022

Private 5G-Netze: Vier deutsch-französische Kooperationsprojekte gestartet

Im Themenfeld „Technische Entwicklung und Anwendungssysteme für private 5G-Netze“ arbeiten Deutschland (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) und Frankreich (Ministère de L’économie, et des Finances et de la Relance) eng zusammen. Inzwischen sind vier Konsortien in unterschiedlichen Anwendungsbereichen gestartet.

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© TU Dresden
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In den vier Vorhaben entwickeln und erproben französische und deutsche Partner gemeinsam Innovationen im Bereich der Virtualisierung von 5G-Subsystemen und den hierfür notwendigen Komponenten. Darüber hinaus untersuchen sie deren Interoperabilität über offene Schnittstellen sowie die Einsatzmöglichkeiten privater 5G-Netze in unterschiedlichen Anwendungsfeldern.

Das Hauptprojekt 5G OPERA möchte einen Grundstein für die digitale Souveränität des europäischen Mobilfunk-Ökosystems und der beteiligten Industrien legen. Ziel des Projekts ist es sicherzustellen, dass die Hard- und Software aller Projektpartner, technisch unabhängig vom jeweiligen Hersteller, miteinander arbeiten kann. Es wird eine Plattform entwickelt, die auf Basis einer Open RAN-Architektur die Interoperabilität verschiedener Hersteller gewährleistet und eine flexible Kombination der Kernkomponenten (Radio Unit, Distributed Unit und Centralised Unit) eines 5G-Campusnetzes unterstützt. Die Interoperabilität der entwickelten Open RAN-Lösungen wird durch Integration in Testbeds in beiden Ländern getestet und verifiziert.

Das Demonstrationsprojekt 5G For Business Parks (5G4BP) hat sich zum Ziel gesetzt, für die häufig in Gewerbeparks ansässigen klein- und mittelständischen Unternehmen eine Open RAN-basierte Lösung zu schaffen. Dabei soll sich das 5G-Campusnetz über den gesamten Business Park erstrecken und von einem auf dieses Szenario spezialisierten Integrator aufgebaut und betrieben werden. Um auch noch vom Gewerbepark entfernt liegende Unternehmen zu erreichen, wird eine Richtfunkanbindung angeboten. 5G4BP wird dazu weitestgehend auf entweder selbst entwickelte Komponenten oder auf Komponenten zurückgreifen, die von 5G OPERA oder dem nationalen Leitprojekt CampusOS entwickelt werden.

Die Demonstrationsprojekte 5G FORUM und 5G OR möchten jeweils ein 5G-fähiges System für den Operationssaal in Krankenhäusern entwickeln und erproben. Dabei werden unterschiedliche 5G-Anwendungen im Operationsumfeld entwickelt, welche interoperabel in deutschen und französischen Einrichtungen mit 5G-Campusnetzen eingesetzt und in einer realistischen klinischen Umgebung erprobt werden. Unter anderem soll in 5G OR der Einsatz von datengesteuerter und KI-gestützter Chirurgie zur Verbesserung der Patientenergebnisse und Patientensicherheit führen. Durch die Vernetzung der medizinischen Geräte können essenzielle medizinische Daten (Vitalparameter, endoskopische Bilder) schnell und strukturiert gesammelt und verarbeitet werden. In einem klinischen Kontrollzentrum können die Daten mit Hilfe von KI-Algorithmen interpretiert und für telemedizinische Anwendungen genutzt werden. 5G FORUM untersucht die Potentiale der 5G-Technologie für die modulare, intraoperative und echtzeitfähige Kommunikation im OP und setzt sie in Form von Demonstratoren um. Hierzu werden Geräteprofile für Echtzeit-, 5G- und robotische Anwendungen definiert. Den Kern eines Demonstrators im Bereich Neurochirurgie stellt ein navigiertes Chirurgie-System dar, welches Daten über 5G mit hoher Zuverlässigkeit und geringer Latenzzeit überträgt. Eine 3D-Tracking-Kamera wird die Position chirurgischer Werkzeuge erfassen und in Echtzeit an eine Planungssoftware übermitteln.

Alle vier Konsortien haben mit einem Kickoff erfolgreich ihre Projekte gestartet.  Die deutsch-französische Zusammenarbeit soll den Aufbau von Entwicklungspartnerschaften von Netzausrüstern und Anwendern unterstützen und letztlich über den Aufbau eines Ökosystems die digitale Souveränität beider Länder stärken. Sie soll dazu beitragen, die Markteintrittsbarrieren in Europa zu senken und den 5G-Kommunikationsmarkt für neue Anbieter von branchenspezifischen Lösungen für private 5G-Netze aus Frankreich und Deutschland zu öffnen.

Weitere Informationen unter: https://franco-german-5g-ecosystem.eu/