Meldung
23.08.2021

Elektro-Shuttle ShiQ macht Senioren auf dem Land mobil

Unabhängig unterwegs auch ohne eigenen PKW: Mit dem E-Shuttle „ShiQ“ sollen Senioren in ländlichen Regionen mobiler werden. Egal ob zum Arzt, Einkauf oder ins Bürgeramt – ShiQ ist pünktlich, umweltfreundlich und hält direkt vor der Haustür. In Sachsen geht das Shuttle schon bald auf Testfahrt.

Logo SHIQ
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Mobilität ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein erfülltes Leben im Alter. Sei es der regelmäßige Arzttermin, ein Treffen mit anderen Senioren oder der wöchentliche Einkauf im Supermarkt – wer weiterhin aktiv am Alltag teilnehmen will, muss gerade in ländlichen Regionen mobil bleiben. Für viele ältere Menschen leichter gesagt, als getan. Denn der private PKW ist oft die einzige Möglichkeit, den Wohnort zu verlassen.

Wer nicht mehr fit genug ist, selbst hinterm Steuer zu sitzen oder gar kein Auto besitzt, ist auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, die auf dem Land nur selten fahren. Außerdem ein Problem: Haltestellen sind teils so weit entfernt, dass der Weg dorthin für körperlich beeinträchtigte Anwohner schlicht nicht zu schaffen ist. So wird der Ausflug zur nächstgelegenen Einkaufsmöglichkeit schnell zur Herausforderung. Was droht, ist soziale und emotionale Isolation – auch, weil für viele Ältere die Unterstützung der Familie vor Ort mittlerweile fehlt. Der Abschied vom eigenen Auto kommt für Senioren daher oft dem Verlust der persönlichen Freiheit gleich.

Von der Haustür direkt zum Supermarkt mit dem E-Shuttle ShiQ

Das Projekt „ShiQ“ (kurz für „Shuttle im Quartier“) will hier Abhilfe schaffen: Ältere Bewohner auf dem Land können Fahrten mit dem elektrisch betriebenen On-Demand-Shuttlebus buchen. Und das ganz unabhängig davon, wie weit die nächste Haltestelle entfernt liegt. Denn das Shuttle hält für Fahrgäste nicht nur an definierten Haltepunkten, sondern zukünftig ganz bequem direkt auch vor der Haustür. Angefahren werden Arztpraxen, Geschäfte, Ämter oder die Kirchgemeinde. Bei Bedarf und nach Absprache sind aber auch individuelle Fahrten und Touren möglich. Die Touren werden dabei über eine IKT-Plattform gesteuert. Unter Einhaltung höchster Datenschutzstandards werden hier auch personenbezogene Daten verarbeitet. Denn zusätzlich zum reinen Mobilitätsangebot bietet ShiQ soziale Assistenzdienstleistungen. So weiß der Fahrer des Shuttles beispielsweise, ob der nächste Fahrgast Hilfe beim Einsteigen benötigt und kann entsprechende Unterstützung leisten. ShiQ trägt so nicht nur zu mehr Mobilität auf dem Land bei, sondern hilft Senioren auch ganz praktisch im Alltag.

Kernziele des Projektes sind:

  • Entwicklung einer „White-Label“-Software-Plattform mit innovativen Routingalgorithmen und Assistenzdatenbank sowie entsprechenden Fahrer- und Nutzer-Apps
  • Datenschutzkonforme Einbindung von Gesundheitsdaten in die Plattform
  • Entwicklung eines technischen und operativen Betreiberkonzeptes und reale Erprobung des Dienstes in einem Wohnquartier im ländlichen Raum

„Die nutzerzentrierte Idee hinter ShiQ soll technische und menschliche Dienstleistungen optimal miteinander verbinden. Wir hoffen, dass wir so auch die Altersgruppe 65+ von unserem Projekt überzeugen können“, so Daniel Tittel, Projektleiter ShiQ, FI Freiberg Institut GmbH

Für die Senioren vor Ort ist das ein großer Schritt zurück in die Selbständigkeit. Sie können auf diese Weise wieder ganz aktiv am Leben teilnehmen und länger eigenständig wohnen. Und wer länger in den eigenen vier Wänden lebt, entlastet auch das Pflegesystem. ShiQ macht aber auch soziale Kontakte wieder möglich und wirkt so Vereinsamung oder gar Verwahrlosung entgegen. Nicht zuletzt wird der Zusammenhalt im Wohnort durch das neue Mobilitätsangebot gestärkt. Der so genannte „Kümmerer“ des Shuttles, der auch als Assistent fungiert, ist fester Bestandteil des Quartiers und kann so zur Bezugs- und Vertrauensperson werden. Die gezielte Kooperation mit Akteuren vor Ort stärkt zudem regionale Wertschöpfungen. Denn ShiQ verbindet durch seine Touren bisher getrennte Wirtschaftszweige – zum Beispiel Einzelhandel und Gesundheitswesen.

Das Shuttle im Quartier wird durch das Technologieprogramm „IKT für Elektromobilität“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie mit einem Projektvolumen von 2,4 Mio. Euro und einer Fördersumme von 1,4 Mio. Euro gefördert. Das BMWi-Programm hat es sich zur Aufgabe gemacht, ganzheitliche Konzepte zur Elektromobilität zu unterstützen und so verschiedene Technologien, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle erfolgreich miteinander zu vernetzen. Auf diesem Weg will das Ministerium zur Entwicklung und Erprobung innovativer Lösungen im Bereich Elektromobilität beitragen, die auf Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) basieren.

Aktuell erfolgt der Testlauf für das clevere E-Shuttle im Quartier der WG „Glück auf“ in
Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge. Der Einsatz für Senioren ist dabei nur der Anfang: Auch Kinder, Jugendliche oder Berufspendler haben die Macher als Zielgruppen im Visier.

Ab auf‘s Land: Mobilität als Schlüssel für attraktiven Wohnraum

Noch ist für viele Bewohner ländlicher Regionen das eigene Auto kaum wegzudenken. Der hohe Anteil des individuellen Personenverkehrs ist allerdings teuer, belastet Verkehrsnetze und Umwelt und sorgt für eine erhöhte Lärmbelästigung. Eine Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel, gerade auf dem so genannten letzten Kilometer, fehlt oft. Wenn ShiQ diese Angebotslücke schließen kann, hat das auch einen direkten Einfluss auf die demografische Entwicklung. Denn der ländliche Raum wird als Wohnort, besonders für ältere Menschen, so deutlich attraktiver. Ein Umzug aufs Land – weg von horrenden Mieten und hoher Feinstaubbelastung in der Stadt – könnte eine echte Option werden.

Alexandra Brylok, Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V.: „Viele Senioren würden sicher gerne die Vorzüge des Landlebens genießen, fürchten sich aber zurecht davor, ohne eigenes Auto zu vereinsamen. Mit Mobilitätslösungen wie ShiQ können wir dazu beitragen, ländlichen Wohnraum auch für diese Zielgruppe attraktiver zu machen."

Das neuartige Shuttle mit Elektroantrieb kann also gleich mehrere strukturelle Probleme lösen. Das erklärte Ziel der Macher von ShiQ: Mehr Mobilität für alle bei weniger und klimafreundlichem Verkehr.