Meldung
27.09.2017

Drei Fragen an… Mario Herb, esentri AG, Leiter des Projekts EDV

   

Mario Herb ist Vice President of Digital Innovation bei der esentri AG und leitet das Smart-Data-Projekt EDV - Einfaches digitales Vergessen.

Mario Herb
Mario Herb
© esentri AG
Mario Herb

Herr Herb, das Projekt EDV möchte einen selbstbestimmten Austausch von sensiblen Informationen ebenso wie ein automatisches Löschen von Dateien ermöglichen. Wie gehen Sie im Projekt vor, um diese Ziele zu erreichen?
Mario Herb: Wir arbeiten in unserem Projektkonsortium eng mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung zusammen. Dadurch werden Know-how in unterschiedlichen Bereichen und verschiedene Blickwinkel hinsichtlich des Problemumfelds zum Austausch von sensiblen Informationen vereint. Von den Wirtschaftspartnern kam der Impuls, praxisnahe Anwendungsfälle zu erarbeiten, um die Anforderungen an das Projekt EDV ableiten zu können. Auf dieser Basis erarbeiten wir, insbesondere mithilfe der Forschungspartner, ein technisches Verfahren basierend auf neuesten Erkenntnissen der Kryptographie und IT-Sicherheitstechnik für den Austausch sensibler Daten unter Beibehaltung der Kontrolle des Absenders. Das Verfahren wird im Laufe des Projekts in Form von server- und clientseitigen Komponenten prototypisch implementiert. Diese Lösungen werden gegen Ende der Projektlaufzeit mit Pilotpartnern aus der Wirtschaft evaluiert, erprobt und optimiert.

Welchen Mehrwert hat die Arbeit Ihres Projektes für die Wirtschaft – insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen?
Mario Herb: Bei einem leichtfertigen Umgang mit sensiblen Daten ist die beste Sicherheitstechnik wertlos. Denn Cloud-Lösungen, Internet und E-Mail ermöglichen den schnellen und unkomplizierten Austausch von Daten – und eine Aufklärung der Mitarbeiter im Hinblick auf den Umgang mit sensiblen Daten ist oftmals nicht ausreichend. Sensible Daten zu schützen, stellt insbesondere kleine und mittlere Unternehmen auch vor technische Herausforderungen. Denn: Welcher Mitarbeiter verschlüsselt und signiert seine Emails schon regelmäßig beziehungsweise weiß ohne besondere technische Fachkompetenz, wie er dies bewerkstelligt? Darüber hinaus gibt es generell keine weitgehend eingesetzten Lösungen, die den Austausch von sensiblen Informationen ermöglichen und bei denen der Absender die weitere Verwendung von Daten auf Empfängerseite kontrollieren kann. Im Projekt EDV werden zu diesem Zweck Lösungsansätze entwickelt. Ein im Rahmen des Projekts entwickelter Cloud Service könnte beispielsweise auch kleineren Unternehmen eine Kontrolle des Absenders ermöglichen – ohne eine spezielle technische Infrastruktur anzuschaffen.

Wo liegen die Herausforderungen bei der Umsetzung des Projekts?
Mario Herb: Der Projektname „EDV“ steht für „Einfaches Digitales Vergessen“. Das „Einfach“ bezieht sich auf die unkomplizierte Anwendung der zu erarbeitenden Lösung. Genau dort liegt bei zahlreichen Anwendungen das Problem, da anspruchsvolle sicherheitstechnische Lösungen dem Benutzer oftmals keinen intuitiven Zugang bieten. Die Herausforderung bei der Arbeit im Projekt EDV liegt deshalb meiner Meinung nach darin, es dem Benutzer zu ermöglichen, nicht nur vertrauliche Informationen auszutauschen, sondern eine Lösung zu entwickeln, die sich unkompliziert in die gewohnten Abläufe und in das Arbeitsumfeld integriert, beispielsweise in die verwendeten Programme.